Das Münsterland ist mit 10 % der Bevölkerung NRWs eine typische ländlich geprägte Region mit den damit einhergehenden Herausforderungen der Mobilität. Sie hat mit dem Oberzentrum Münster einen urbanen Raum mit all seinen typischen Herausforderungen – insbesondere in Bezug auf die sehr ausgeprägten Pendlerverflechtungen. Die suburbanen Bereiche haben große Pendlerbeziehungen nach Münster, aber z. B. auch ins nördliche Ruhrgebiet.
Das in 2020 gestartete Projekt "Bürgerlabor Mobiles Münsterland" des Kreises Coesfeld, kurz BüLaMo, ist das größte Innovationsprojekt des straßengebundenen öffentlichen Verkehrs im ländlichen Raum in NRW. Ziel des Projektes ist es, den Bürgerinnen und Bürgern eine klimafreundliche und ganzheitliche Alternative zum eigenen PKW zu bieten. Denn dieser ist in der Münsterlandregion für viele beruflich wie privat das bevorzugte Transportmittel.
Hierbei erprobt der Kreis Coesfeld gemeinsam mit verschiedenen Projektpartnern, wie ein öffentlicher Personennahverkehr gestaltet werden muss, um nachhaltig zu sein und von Bürgerinnen und Bürgern genutzt zu werden. Dabei werden verschiedene Projektbausteine entwickelt und „auf die Straße gebracht“. Das BüLaMo unterscheidet sich dabei von anderen Mobilitätsprojekten vor allem dadurch, dass nicht einzelne Mobilitätsangebote solitär erprobt und umgesetzt werden, sondern entlang der münsterlandweit nachfragestärksten Schnellbusachse Olfen-Lüdinghausen-Senden-Münster das Gesamtsystem aus verschiedenen Angeboten sowie begleitenden Tarifmaßnahmen erprobt wird. Eine weitere Besonderheit ist die intensive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, die im BüLaMo fortlaufend in die (Weiter)Entwicklung der einzelnen Angebote einbezogen werden.
Da viele der Projektbausteine ohne die Möglichkeiten der Digitalisierung in der Form nicht umsetzbar wären, ist das BüLaMo-Projekt zentraler Bestandteil der Digitalisierungsstrategie für den Kreis Coesfeld.
ExpressBus X90
Eine Ergänzung zur SchnellBus-Linie S90 auf der Achse Olfen-Münster, die auf einem begradigten Linienweg weniger Haltestellen anfährt und so deutliche Zeitersparnisse ermöglicht.
Kommit-Shuttle
Per App oder Telefon buchbare Hybrid-Fahrzeuge, die nach Bedarf (on demand) zeitgleich bis zu sechs Personen aus verschiedenen Haushalten von der Haustür bis zur Haltestelle und umgekehrt befördern und so die Fläche entlang der Achse der ExpressBus-Linie X90 erschließen.
Mobilstation
Eine Haltestelle aus upgecycelten Seefrachtcontainern, die neben erhöhtem Warte- und Umsteigekomfort auch weitere Angebote wie Packstationen oder Coworking-Möglichkeiten bereitstellt und als Sammelpunkt verschiedener Verkehrsträger wie Fahrrad, E-Scooter, Carsharing, Bus oder On-Demand-Verkehr dient.
Flexible Tarifvarianten und Abo
Rabattierte Fahrkarten mit 20 - 25 % Preisvorteil je nach Preisstufe für Gelegenheitsfahrerinnen und –fahrer sowie das kommit-Abo mit bis zu 44 % Preisvorteil gegenüber dem gewöhnlichen Monatsabo für Vielfahrerinnen und - fahrer.
Kommit-App
Entwicklung einer MaaS-App (Mobility as a Service) unter Federführung eines Mobilitäts-App-Anbieters, mit der ganze Wegeketten (z. B. On-Demand-Verkehr – Bus – E-Scooter) zentral buchbar und bezahlbar sein sollen.
E-Scooter-Dauerleihe
Anders als beim Free-Floating-System sind diese E-Scooter als fester Bestandteil eines ÖPNV-Abos dauerhaft bzw. monatsweise ausleihbar. Sie sind gut geeignet, in Bus und Bahn mitgenommen oder an der Mobilstation sicher aufbewahrt zu werden. Damit kann die erste und letzte Meile einer Wegestrecke unkompliziert und ohne eigenen PKW überwunden werden.
Ergänzende Sharing-Angebote
Mit ergänzenden Sharing-Angeboten auf Wohnquartiersebene sollen Bürgerinnen und Bürger motiviert werden, Zweitwagen durch wohnortnahe Alternativangebote wie Car- oder Bikesharing zu ersetzen, da sie so auch unabhängig vom Bus- und Bahnangebot die Möglichkeit haben, umliegende Gemeinden ohne eigene PKW problemfrei zu erreichen.
Um das Modellvorhaben für die Menschen in der Region greifbarer und erlebbarer zu machen, wurde die Mobilitäts-Marke "kommit - NEU LAND ERFAHREN" ins Leben gerufen, welche die Bürgerinnen und Bürger auffordert, ihren zukünftigen Nahverkehr mitzugestalten. Bürgerinnen und Bürger werden aktiv in den Entwicklungsprozess eingebunden, können Feedback geben und abstimmen, welche Maßnahme umgesetzt oder in welche Richtung weiterentwickelt werden soll. Diese Integration von Bürgerinnen und Bürgern ist wichtig, denn wer weiß besser, was es für einen attraktiven, modernen ÖPNV braucht, als diejenigen, die ihn nutzen sollen?
Wenn Sie zur Weiterentwicklung des BüLaMo-Projektes beitragen möchten, nehmen Sie doch am „Bürgerlabor“-Online-Panel teil. Diese Umfragen werden wissenschaftlich begleitet, im Anschluss evaluiert und die Ergebnisse laufend veröffentlicht.
Wenn Sie mehr über das Projekt erfahren möchten, finden Sie weitere Informationen auf der kommit-Projekt-Website.
Sven Schulz
Zweckverband Mobilität Münsterland Fachbereich Bus
Projektmanagement
Telefon 0251 41 34-49
Mail kommit@zvmbus.info