„Smart Region – Bullshit oder Bingo?“ lautete etwas provokant die Fragestellung, die Keynote-Speaker Gerald Swarat vom Fraunhofer Institut aufwarf, als am Dienstag vergangener Woche (15. November 2022) fast 120 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft an der ersten Digitalisierungskonferenz auf Kreisebene teilnahmen – auf Einladung des Kreises Coesfeld und der elf kreisangehörigen Kommunen. Im Forum Bendix des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums in Dülmen gingen die Teilnehmenden der Frage nach, welche Chancen und Herausforderungen die voranschreitende Digitalisierung für das öffentliche Leben und die Daseinsvorsorge der Bevölkerung mit sich bringt. Die Mehrheit kam am Ende zu dem Schluss, dass es „Bingo“ wohl am besten trifft – ein Gewinn also.
Durch die Veranstaltung führte Moderator Holger Beller, der gleich zu Beginn Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr und Bürgermeistersprecher Wilhelm Sendermann für einleitende Worte auf die Bühne bat. Die Frage, ob es einen digitalen Wandel, eine Digitalisierung verschiedener Lebensbereiche geben wird, stellt sich nicht – dieser Wandel ist längst da. Die Frage, die sich allerdings stellt, ist, wie gehen wir alle gemeinsam damit um? Ich denke, wir müssen dabei voneinander lernen und brauchen gegenseitige Impulse, Ideen und Unterstützung, betonte der Landrat. Daher sei er froh, dass mit dieser Veranstaltung eine Plattform dafür geschaffen werden konnte und mit der neu gegründeten Digitalagentur auch eine gemeinsame Organisationsstruktur besteht.
Dass der Kreis und die elf Städte und Gemeinden den Weg der Digitalisierung gemeinsam beschreiten wollen, darauf wiesen Niklas Esser, Wirtschaftsförderer der Gemeinde Senden, und die Smart Region-Koordinatorin des Kreises Coesfeld, Helena Mense Oliveira, zusammen im Interview hin. Wir haben eine gemeinsame Digitalisierungsstrategie erarbeitet, aus der bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt werden. Jetzt ist es unsere Aufgabe, den Bürgerinnen und Bürgern diese Projekte und Lösungen näherzubringen, sie dazu zu ermutigen, diese auch tatsächlich zu nutzen und mit ihrer Hilfe weiterzuentwickeln, erklärte Mense Oliveira.
Von einigen Maßnahmen konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Pausen auch direkt vor Ort auf dem "Markt der Möglichkeiten" ein Bild machen. Hier wurden unter anderem neue Mobilitätskonzepte, digitale Einkaufsgutscheine für den regionalen Handel oder auch der "digitale Dorfplatz" in Form einer Gemeinde-App vorgestellt.
Im zweiten Veranstaltungsteil stiegen die Gäste dann tiefer in die Diskussion ein. An wechselnden Thementischen befassten sie sich etwa mit neuen Arbeitsformen, der Digitalisierung der Innenstädte und Dorfmitten, digitaler Bildung und der Verwaltungsdigitalisierung: Werden nötige infrastrukturelle Bedingungen bereits erfüllt? Welche Rolle spielt der Faktor Mensch? Und welche Schritte braucht es zur Umsetzung innovativer Ideen? Fragen, auf die es zukünftig Antworten zu finden gilt.
Organisiert wurde die Konferenz vom Team des Modellprojektes "Smarte.Land.Regionen", einem Förderprojekt des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, das regional vom Kreis Coesfeld umgesetzt wird. Mathias Raabe, Leiter der Kreisentwicklung und Mitglied im Sprechertrio der Digitalagentur zog am Ende der Veranstaltung eine positive Bilanz: Diese Veranstaltung hat deutlich gezeigt, welchen Stellenwert das Thema Digitalisierung bei den verschiedenen regionalen Akteuren besitzt. Bereits nach kurzer Zeit hatten wir das Maximum der möglichen Anmeldungen erreicht, und die intensiven Diskussionen und die durchweg positiven Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind für uns ein guter Grund für eine zweite Ausgabe in 2023.
Weitere Informationen zu den Digitalisierungsprozessen im Kreis Coesfeld finden sich unter: www.kreis-coesfeld-digital.de